Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Suchtprävention - Peer-Education an der Modellschule Oberserg

Projektbeschreibung

Die Modellschule Obersberg Bad Hersfeld, mit z. Zt. über 100 Lehrkräften und ca. 1600 Schülerinnen und Schülern, wurde 1973 gegründet als Versuchsschule des Landes Hessen zur Integration von studienbezogener und beruflicher Bildung. Sie versteht sich auch heute, Jahre nach dem Auslaufen der Modellphase und der Übernahme wichtiger Elemente in die schulische Praxis, ausdrücklich als eine moderne Schule, die, orientiert an den Prinzipien der Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit, ihren Schülerinnen und Schülern eine bestmögliche und qualifizierte Vorbereitung auf Studium und Beruf ermöglichen will (aus dem Schulprogramm). Es wird versucht, eine altersgerechte Schule für junge Erwachsene zu sein, jede Person in ihrer Individualität anzunehmen und zusammen mit ihr Mitmenschlichkeit zu leben. Die Schule soll nicht nur Lernort, sondern auch Lebensraum sein, in dem Toleranz und Akzeptanz gelebte Praxis sind. Auftretende schulische wie außerschulische Probleme werden daher nicht ausgeblendet, sondern es werden für Schülerinnen und Schüler (aber auch deren Eltern) differenzierte Beratungs- und Hilfsangebote bereitgestellt, die gesichert und fortentwickelt werden. Dazu gehörtu.a. das Pädagogisch-Soziale-Netz, in dem Schulsozialarbeit, Jugendhilfe, Psychologen, Kollegen und Schulleitung gemeinsam vertreten sind.

Schulsozialarbeit an der MSO wird als zusätzliche Einrichtung an der Schule begriffen, die grundsätzlich in enger Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen in das Schulleben integriert ist. Sie geht mit einem eigenständigen Konzept auf die besonderen Problemlagen der jungen Menschen ein. Sie ist Ergänzung (und nicht etwa Ersatz) der Erziehungsarbeit und wird vom Kollegium nicht als Konkurrenz empfunden. Die Beratung wird von den Lehrkräften ohne jegliche Vorbehalte in Anspruch genommen, Konfliktlösungen werden oft gemeinsam entwickelt. Die Beziehungen zwischen Kollegium und Schulsozialarbeit können als vertrauensvoll charakterisiert werden. Dieses Klima ist sicher unter anderem auch dafür verantwortlich, dass die Schülerinnen inzwischen ihre Schwellenängste ablegen konnten. Sie „schämen" sich nicht, mit der Schulsozialarbeiterin in der Pausenhalle gesehen zu werden. Ratsuchende Jugendliche und junge Erwachsene haben hier eine professionell arbeitende Anlaufstelle, in die sie Vertrauen haben und die ihnen bei der Bewältigung von Krisen behilflich ist. Die aktuelle Schulsozialarbeit besteht aus drei sich ergänzenden Arbeitsschwerpunkten, aus einem unterrichtlichen Teil (Soziale Gruppenarbeit, Konfliktmanagement, Mediation, Antikonflikttraining, Sucht- und Gewaltprävention, Jugendberufshilfe), einem außerunterrichtlichen Teil (Krisenintervention, Langzeitbegleitung bei Störungen im schulische sowie privaten Bereich, bei Krankheit und Trauer, Prüfungsbegleitung, Berufsfindung) und einem außerschulischen Teil (Abenteuer- und Freizeitpädagogik, Angebote zu politischer, sportlicher undkultureller Beteiligung, Multiplikatorenausbildung im ehrenamtlichen Bereich). Elternarbeit, Organisation und Mitarbeit im schulischen und außerschulischen Bereich sowie im PSO, Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und umfeldorientierte Arbeit gehören ebenfalls in das Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit. Seit 1999 arbeitet Frau Christine Fuchs-Hannappel als Schulsozialarbeiterin an der Schule. U. a. werden Module im suchtpräventiven Bereich, u. a. eine Einheit „Sucht und Sehnsucht" angeboten, jedoch erscheint es an der Schule im Bereich Suchtprävention erforderlich, weitere Angebote zu installieren. Schulleitung, Pädagogisch-Soziales-Netz, Beratungslehrer Herr Bernhard Schaffrath-Pramme und Schulsozialarbeit haben nach Rücksprache mit Herrn Hasso Hofmann ( Resort Suchtprävention bei der Polizei Osthessen) und Herrn Christoph Lau von der Suchtpräventionsstelle in Bad Hersfeld das Einrichten einer Peer to PeerBeratung für angeraten und adäquat gehalten, da eine Ansprache der SchülerInnen untereinander authentischer ist als eine Beratung nur „von oben nach unten“.

Auf Grundlage des Konzeptes, das Schülerinnen, Schulleitung, PSO, Suchtberatungsstelle und Schulsozialarbeit gemeinsam erarbeitet haben, fanden im September 2004 sowie im September 2005 und wieder 2006 jeweils eine Grundausbildung für inzwischen 49 interessierte Schüler und Schülerinnen statt. Weitere Fortbildungsveranstaltungen, vor allem in Hinblick auf Gesprächsführung von Informationsveranstaltungen folgten. In ihrer Einsatzphase begleitet die jungen Leute supervisorisch eine Fachkraft aus dem Beratungsbereich „Sucht und Drogen“. Innerhalb der Schule haben diese Schüler/Innen Frau Fuchs-Hannappel als direkte Ansprechpartnerin, jedoch werden in den Gesamtkontext Schulleitung und Beratungslehrer eingebunden. Herr Frank Müller, Jugendsachbearbeiter der Polizei in Bad Hersfeld (auch Vorstandsmitglied bei SMOG e. V.) steht als Ansprechpartner im Projekt zur Verfügung. Er nutzt den Kontakt zu den Peers, um sich von ihnen in polizeieigene Informationsveranstaltungen begleiten zu lassen. Bisher haben die Jugendlichen neben derBeteiligung am Einführungsseminar und an Fortbildungsveranstaltungen und Fachtagungen diverse Informationsveranstaltungen an der eigenen und anderen Schulen, in Offenen Jugendräumen und im Konfirmandenunterricht einiger Kirchengemeinden angeboten und Öffentlichkeitsarbeit in Schulzeitung und regionaler Presse geleistet. Sie haben Jugendaktionstage begleitet, Einzelgesprächekonnten von ihnen sowohl betroffenen Schülern und Schülerinnen als auch Eltern angeboten werden. Junge Bedürftige konnten in fachkompetente Behandlung weitergeleitet werden. Daneben steht im Vordergrund des Projektes das Motto „Schüler/innen für Schüler/innen" und „Stärkung des Ehrenamtes". - Entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Evaluation sindobligatorisch. Das erhaltene Training der Peers umfasst die Bereiche Sucht und Vorbeugung, Rausch und Genuss, Konfliktbewältigung und den Umgang mit Frustrationen und Langeweile, Information über die Suchtberatungsstelle und andere Hilfsangebote, Suchtsignale, Raucherentwöhnung, Co-Abhängigkeit sowie Entwicklung von Verhaltensalternativen zum Suchtmittelkonsum. In der Einsatzphase steht Präsentation durch Öffentlichkeitsarbeit, Durchführung von Referaten und Informationsveranstaltung sowie die Gesprächsführung in Einzelgesprächen im Vordergrund. Vertraulichkeit ist Grundvoraussetzung.

An dem Projekt sind Schülerinnen aus der beruflichen Abteilung Berufsfach- und Fachoberschulschüler/innen sowie auch Schülerinnen aus der gymnasialen Oberstufe vieler Nationalitäten ohne Berührungsängste beteiligt. Im Rahmen von „Merci - Danke, dass es Sie gibt" wurde die ehrenamtliche Arbeit der Peers am 06.12.2004 gewürdigt. In der Kategorie Gruppen im Alter bis zu 27 Jahren belegte die Peer-Education Suchtprävention den ersten Platz. Am 05.12.2005 wurde eine besonders engagierte Schülerin des Projektes für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Projekt in der Kategorie Einzelpersonen im Alter bis zu 27 Jahren mit dem ersten Preis geehrt. Überregionale interessierte Anfragen an die Gruppe belegen darüber hinaus den Erfolg der ersten beiden Projektjahre.