Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Projekt „Bewegte Pause" - ein Baustein des Suchtpräventionskonzeptes des Gymnasiums am Mosbacher Berg Wiesbaden

Projektbeschreibung

Das Gymnasium am Mosbacher Berg bemüht sich seit vielen Jahren um einen suchtunspezifischen Präventionsansatz. Wie dem beigefügten Schaubild zu entnehmen ist, bedeutet dies, dass wir versuchen möglichst viele Angebote zur Ich-Stärkung anzubieten neben der am Gymnasium vorgeschriebenen intensiven Vermittlung von viel Fachwissen. So werden die Klassenleiterstunden im 5. und 6. Schuljahr mit Elementen der Erlebnispädagogik (z. B. aus dem Programm „ Die Expedition") gestaltet. Einige Kolleginnen, die an der Fortbildung von „Lions Quest" teilgenommen haben, setzen Teile des Programms „Erwachsen werden" ein. Auch werden erlebnispädagogisch orientierte Wandertage und Klassenfahrten durchgeführt.

Im 7. Schuljahr werden bei uns die Klassen neu zusammengesetzt. Skifreizeit und Teilnahme am Nichtraucherwettbewerb stellen in diesem Jahrgang den Schwerpunkt der Suchtpräventionsarbeit dar. In den folgenden Jahren spielen eher fächerübergreifende Unterrichtsprojekte, bei denen sich die Schülerinnen mit der Suchtproblematik auseinandersetzen, eine Rolle. Dazu parallel ist es seit Oktober 2001 den Schülerinnen in den beiden großen Pausen, in Freistunden und an einigen Tagen auch nach dem Vormittagsunterricht möglich, folgende Sportgeräte auszuleihen:

Einräder, Hocheinrad, Skatebike, Stelzen, Snakeboards, Jonglierbälle, Diabolos, Keulen, Springseile, Gummitwist, Badmintonschläger, Basketbälle. Schülerinnen aller Altersstufen nutzen diese Ausleihe, die völlig unkompliziert auf dem großen Schulhof passiert. Immer an der gleichen Stelle steht eine Sportlehrerin / ein Sportlehrer mit einem großen Einkaufswagen, in dem die Geräte aufbewahrt werden. Diese werden auf Anfrage ausgegeben und am Ende der Pause wieder abgegeben. Ältere Schüler unterstützen die jeweiligen Kolleginnen bei der Aufsicht der Schüler. Sollte im Laufe der Pause etwas kaputt gegangen sein, so wird dies in der Regel sofort gemeldet und bis zum nächsten Tag repariert. Es werden auf Anfrage auch Geräte bis zum nächsten Tag oder über das Wochenende verliehen, wenn sie nicht am Nachmittag in einer entsprechenden AG benötigt werden. Alle 5. und 6. Klassen erhalten außerdem drei Diabolos, die im jeweiligen Klassenraum aufbewahrt und ebenfalls in den Pausen genutzt werden.

Dieses Projekt wurde eingerichtet, um den Schülerinnen konkrete Beschäftigungsangebote für die Pausen zu machen neben den bereits vorhandenen Möglichkeiten, Tischtennis zu spielen oder Ballspiele mit einem weichen Ball auszuführen. Die Schülerinnen zeigen sich untereinander, wie es am sinnvollsten ist, mit den Geräten umzugehen, so dass möglichst schnell zumindest ein teilweiser Erfolg im Umgang mit dem Gerät zu verbuchen ist. Alle Altersstufen haben dabei viel Spaß und motivieren auch immer wieder weitere Schülerinnen, sich mit den Geräten zu beschäftigen. Der Bestand der Geräte wurde im Laufe der Jahre etwas aufgestockt. Dem Drang in den Pausen verbotenerweise das Schulgelände zu verlassen, um zu rauchen oder einfach weil es „in" ist, wird so entgegengewirkt, da es an der Schule zu Zeit „in" ist, sich auf dem Schulhof mit Geräten wie z.B. dem Diabolo oder Jonglierbällen zu beschäftigen. Die Beschäftigung mit allen Geräten erfordert ein Training der Koordination und eine genaue Körperwahrnehmung. Um mit den jeweiligen Geräten leicht umgehen zu können, ist ein längeres Training nötig. So wird das Ausdauervermögen geschult. Manche Geräte (z.B. Einräder) brauchen zu Beginn auf jeden Fall ein oder zwei Personen zur Hilfe. Hierbei werden Fähigkeiten der Kooperation und Kommunikation gefördert. Ein weiteres Beispiel für eine fortgeschrittene Form der Kooperation findet sich beim Jonglieren von zwei bis mehreren Personen. Der Umgang mit den Geräten dient den SchülerInnen natürlich ebenfalls zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit sich selbst und damit zu einer Stärkung in den Prozessen des Heranwachsens. Alle Geräte fordern den Einsatz beider Hände oder Beine abwechselnd. Dies verstärkt die Vernetzung der beiden Gehirnhälften, was sich ebenfalls positiv auf die inneren Wachstumsprozesse auswirkt. Hinzu kommt eine Schulung des Vestibularsystems, die Lernen allgemein und besonders die inneren Prozesse fordert.

Die Idee des Projekts „Bewegte Pause" entstand zum einen im Austausch mit den Grundschulen und zum anderen in einer Sportlehrerfortbildung zum Thema „Eltern und Schulsport" (1998). Es folgten Elternabende zum Thema „Die Bedeutung der Bewegung für unsere Kinder". Mit alarmierenden Hinweisen zu Haltungsschäden, Körpergewichtszunahmen, Fernsehgewohnheiten, Herz-Kreislaufschwierigkeiten und motorischen Schwächen wurden die Eltern darauf aufmerksam gemacht, dass dadurch Lernvermögen und die gesamte Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt werden. Damit wurde den Eltern ihre Verantwortung aufgezeigt. Doch gleichzeitig wurde in diesem Zusammenhang natürlich auch das schuleigene Sportkonzept überdacht. Es wurden die vom Kultusministerium in der Stundentafel vorgesehene dritte Sportstunde in den Klassen 5 bis 8 realisiert und das Bewegungsangebot in den Pausen erweitert so wie oben beschrieben.