Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Suchtprävention auf dem Museumsuferfest

Kooperationsprojekt zwischen dem Präventionsrat der Stadt Frankfurt am Main und der Jugendberatung und Suchthilfe Am Merianplatz / Projekt HaLT — Hart am Limit

Das Museumsuferfest ist eine seit 1988 alljährlich am letzten Wochenende im August stattfindende Kulturveranstaltung in Frankfurt am Main mit inzwischen weit über Frankfurt hinaus reichender Anziehungskraft. Es hat seinen Namen nach dem Museumsufer, dem in den 1980er Jahren geprägten Namen für mehr als 20 Museen zu beiden Seiten des Mains. 2007 besuchten an drei Tagen rund 3,5 Millionen Menschen dieses größte Fest im Rhein-Main-Gebiet. Damit hat dieses Fest pro Tag mehr Besucher als das Münchner Oktoberfest, das Cannstatter Volksfest in Stuttgart oder die Größte Kirmes am Rhein in Düsseldorf.

Die zahlreichen Kultur- und Gastronomiestände ziehen sich über einen Kilometer auf beiden Seiten des Mainufers entlang. Der Präventionsrat der Stadt Frankfurt nimmt regelmäßig an dem Museumsuferfest an der großen Bühne der Stadt Frankfurt zusammen mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheit teil. Seit 2005 auch in Kooperation mit dem Projekt „HaLT — Hart am Limit" der Jugendberatung und Suchthilfe Am Merianplatz (JBS Am Merianplatz). Das Projekt HaLT strebt Änderungen auf zwei Ebenen an. Es enthält einen reaktiven und einen proaktiven Baustein. Der reaktive Baustein beinhaltet Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene, die mit Alkohol auffällig werden sowie die Nachbetreuung nach einer Krankenhauseinweisung wegen Alkoholvergiftung (für Jugendliche und deren Eltern).

Mit dem proaktiven Baustein soll über regionale, massenmediale oder gruppenorientierte Aktivitäten ein stärkeres Bewusstsein für die spezifischen Risiken des Alkoholkonsums und dessen kurz- wie langfristige Folgen geschaffen werden. Aus diesem Projektverständnis heraus ist die Kooperation mit dem Präventionsrat entstanden. Jährlich finden verschiedene Aktionen am Stand statt, um die Besucherinnen und Besucher des Museumsuferfestes über das Thema Alkohol zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vor dem Fest findet ein Kooperationsgespräch zwischen dem Präventionsrat und den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Beratungsstelle statt, in dem die Abläufe und Aktionen geplant werden. Nach dem Fest gibt es eine Nachbesprechung und Auswertung des Kooperationsprojektes.

Der Präventionsrat nutzt den Feststand von morgens bis zum späten Nachmittag, da hier das Thema Alkohol noch nicht eine so große Rolle spielt mit eigenen Aktionen. Am Nachmittag kommen die Mitarbeiter/innen der Jugendberatungsstelle Am Merianplatz dazu. Bis in die Abendstunden wird dann der Stand gemeinsam genutzt, bevor in den Abendstunden die Alkoholprävention alleiniges Thema wird und sich die Mitarbeiter/innen des Präventionsrates zurückziehen.

Die Alkoholpräventions-Aktionen im Einzelnen:

Honorarkräfte sind für die Durchführung einer Plakataktion verantwortlich. Jeder Stand, der auch alkoholische Getränke verkauft, wird aufgesucht und die dort tätigen Mitarbeiter werden gebeten, das Plakat: „Wir machen mit — kein Alkohol an Kinder und Jugendliche" aufzuhängen und die bestehenden Jugendschutzbestimmungen einzuhalten. Diese Aktion fand bisher großen Zuspruch und so gut wie alle gastronomischen Stände auf dem Museumsuferfest hängten das Plakat gut sichtbar auf. Da die Aktion nun schon mehrere Jahre stattfindet, gibt es sogar Standbetreiber/innen, die schon auf unsere Mitarbeiter/innen warten. Neue Betreiber werden von uns in einem kurzen Gespräch über die Aktion informiert. Die Plakataktion wird Freitagnachmittag vor Festbeginn durchgeführt.

Als zweite Aktion findet jährlich, zusammen mit dem Präventionsrat ein Alkoholquizspiel statt. Die Quizfragebögen enthalten Fragen rund um das Thema Alkohol und bestehende Jugendschutz-bestimmungen. Die Projekt-Mitarbeiter/innen stehen den Teilnehmer/innen mit Rat und Tat zur Seite. Auf diesem Weg entsteht häufig ein interessanter Meinungsaustausch zum Thema. Den Quizfragebogen gibt es in drei Altersabstufungen (6-10 Jahre, 11-18 Jahre und ab 18 Jahre). Die Fragen sollen nicht nur Wissen testen, sondern auch zum Nachdenken anregen über die Rolle von Alkohol in unserer Gesellschaft und über mögliche Folgen riskanter Konsummuster. Der Fragebogen für die 6-10jährigen enthält Fragen wie z.B. „Welche Nummer musst du anrufen, um einen Krankenwagen zu holen?" und darf gemeinsam mit den erwachsenen Begleiter/innen ausgefüllt werden. Auch die Frage „wie viel Geld wird in Deutschland für Alkohol ausgegeben" und die Antwort mit 5 Milliarden ruft regelmäßig große Emotionen hervor.

Reges Interesse wecken auch die Ted-Fragen, die wir während der Festtage zur Abstimmung stellen. Die Besucher/innen können für „Ja" oder „Nein" einen Tischtennisball in eine Plexiglasröhre werfen. Entweder wurde eine Frage über das ganze Wochenende oder jeden Festtag eine neue Frage gestellt. Die Festbesucher/innen werden über Zwischenergebnisse informiert bzw. es findet kurz vor Ende des Festes eine Endauszählung statt. Die Ted-Fragen sollen dazu anregen, sich Gedanken zu seiner persönlichen Haltung zu machen. Darüber hinaus stellen auch die Tedfragen eine Möglichkeit dar mit den Besucher/innen ins Gespräch zu kommen. Fragen die bereits zur Abstimmung standen:

  • Sollte Werbung für alkoholische Getränke verboten werden?
    (140 Ja- Stimmen / 63 Nein-Stimmen)
  • Sollte, ähnlich wie im europäischen Ausland, in Gaststätten und Restaurants Rauchverbot gelten?
    (300 Ja-Stimmen / 60 Nein-Stimmen)
  • Sollten für Fahranfänger zwischen 18 und 21 Jahren 0,0 Promille gelten?
    (161 Ja-Stimmen, 36 Nein-Stimmen)
  • Finden Sie das kommende Nichtraucherschutzgesetz für ausreichend?
    (62 Ja-Stimmen, 105 Nein-Stimmen)
  • Sollte Alkohol generell erst ab 18 Jahren verkauft werden?
    (458 Ja-Stimmen, 126 Nein-Stimmen)
  • Sollte für alle Autofahrer eine 0,00-Promille-Grenze gelten?
    (209 Ja- Stimmen, 62 Nein-Stimmen)

Wie aus den Fragen ersichtlich ist, haben wir meist nach aktuellen Themen oder bevorstehenden Gesetzesänderungen gefragt. So gibt es mittlerweile wirklich eine 0,0 Promille-Grenze für Fahranfänger, ebenso ein Rauchverbot in Gaststätten und Restaurants. Auch die Frage, ob Alkohol erst ab 18 Jahren verkauft werden sollte, wird schon länger diskutiert und bleibt im Zusammenhang mit gestiegenen Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen aktuell.

Die Tedfrage und das Alkoholquiz werden während aller drei Festtage durchgeführt. Eine Aktion die zusätzlich in den Abendstunden durchgeführt wird, ist der Alkoholtest. Interessierte Festbesucher/innen haben die Gelegenheit am Stand ihren Atemalkoholwert testen zu lassen. Das Alkoholtestgerät gehört zum Inventar der Beratungsstelle und wird im Alltag hauptsächlich genutzt, um Klient/innen der Methadonsubstitution zu testen. Um auf die Aktion aufmerksam zu machen, verteilen Honorarkräfte in den Abendstunden Flyer mit dem Text „Fahr nicht schneller als dein Schutzengel fliegt" und der aufgedruckten Information wo der Feststand zu finden ist. Der Alkoholtest wurde in den vergangenen Jahren gerne genutzt, so dass in den Jahren 2007 und 2008 jeweils ca. 150 Tests und im Jahr 2009 sogar rund 250 Tests durchgeführt werden konnten.

Da der Feststand sich in der Nähe der sogenannten Frankfurter Bühne befindet, auf der jährlich viele Aktionen (hauptsächlich durch das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten organisiert) stattfinden, wird nachmittags auch ein „Rauschbrillen-Slalom" auf der Bühne durchgeführt. Interessierte Personen können sich eine Rauschbrille aufsetzen (eine Brille, die durch eine spezielle Folienbeschichtung einen Alkoholrausch simuliert) und damit einige angeleitete Übungen ausführen, um ihre Reaktionsfähigkeit zu testen.

Da die Kooperation zwischen dem Präventionsrat der Stadt Frankfurt und der Jugendberatung und— Suchthilfe Am Merianplatz nun schon fünf Jahre sehr erfolgreich besteht und sich durch die alljährlichen Treffen auch immer weiterentwickelt und gefestigt hat, möchten wir uns zum diesjährigen „Suchtprävention — Der Impuls" Wettbewerb anmelden, um unser gemeinsames Projekt einem breiten Publikum vorzustellen.