Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Tierisch Stark - Tiergeschützte Förderung Kinder suchtkranker Eltern

Die Idee zu diesem tiergestützten Kinderprojekt hat sich aus meiner Arbeit als Mobile Beraterin in der Jugend- und Suchthilfe, sowie aus den positiven Erfahrungen in meiner nebenberuflichen Tätigkeit im Bereich „Soziales Lernen mit Tieren", der Arbeit mit meinem Hund als Therapiebegleithundeteam und meiner Ausbildung zur Reittherapeutin entwickelt.

In den Beratungsgesprächen mit den Klienten sind die betroffenen Angehörigen und ihre Kinder immer wieder Thema. Eine Befragung in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 ergab, dass im Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe (ZJS-HTK) allein in diesem Zeitraum 46 Elternteile, die insgesamt 88 Kinder haben, beraten wurden. Die größte Anzahl der Kinder wurde in der Gruppe der 5-10 Jährigen (38 Kinder) angegeben.

In der Suchtforschung und Literatur galten Kinder mit suchtkranken Eltern lange Zeit als „die vergessenen Kinder". Auch im ZJS lagen bisher die Schwerpunkte neben der Einzelberatung für Betroffene und ihre Familien auf der Durchführung von Fachtagen und Fortbildungen für Multiplikatoren zur Erkennung und zum Umgang mit Kindern aus suchtbelasteten Familien. Mehrmalige Versuche Gruppenangebote für die Kinder selbst in der Einrichtung zu installieren wurden von den Klienten nicht angenommen.

Im Laufe der Zeit wurde uns immer deutlicher, dass hier eine große Risikogruppe nicht genügend Unterstützung findet. Die Kinder leben in ihren Familien oder bei einem Elternteil und können die schwierigen Situationen, denen sie mit süchtigen Eltern ausgesetzt sind, selbst nicht einschätzen. Diese Unberechenbarkeit ist für sie sehr belastend. Oftmals geben die Kinder sich selbst die Verantwortung für die Schwierigkeiten in ihrer Familie. Sie trauen sich nicht ihre Lage anderen mitzuteilen, aus Scham oder weil sie Angst haben von den Eltern getrennt zu werden. Also schweigen sie, ertragen und verdecken Erlebtes und werden selbst zum Symptomträger. Als kleine Erwachsene oder Clown spielen sie die von ihnen erwartete Rolle inner- und außerhalb der Familie. Dies bringt ihnen aber selten die ersehnte und so dringend benötigte Aufmerksamkeit und Anerkennung. In einer suchtkranken Familie dreht sich in der Regel alles um den Suchtkranken, selten werden die Bedürfnisse der Kinder wirklich wahrgenommen. „Das mit den Kindern läuft schon!", hören wir oft in den Gesprächen mit den Eltern, aber manchmal auch: „Ich weiß mir mit meinem Kind nicht mehr zu helfen!"

In unserem neuen Projekt sollen die Kinder selbst im Mittelpunkt stehen und eine individuelle Förderung erhalten. Im intensiven Kontakt mit Kindern und Eltern kann eruiert werden, wie es den Kindern in ihren Familien wirklich geht und was sie selbst an Unterstützung brauchen, um ihre besondere Lebenssituation bewältigen zu können. Der Einsatz von Tieren in diesem Projekt bietet die Möglichkeit, dass die Kinder sich selbst nicht als „krank" oder als „Problem" ansehen. Sie können etwas tun, das einerseits Spaß macht und andererseits mit sehr viel sozialer Anerkennung verbunden ist. Stolz gehen die Kinder eben nicht zu einer „Förderstunde" sondern zum „Reiten"! Selbst therapieresistente oder —müde Kinder sind über Tiere fast immer zu begeistern. Der Umgang mit den Tieren in der Natur bringt ihnen viele neue Eindrücke, ist von Erlebnissen und Unbeschwertheit geprägt. Genau das ist es, was diesen Kindern oft fehlt um sich besser wahrnehmen und entwickeln zu können.