Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Gut drauf?

Suchtprävention ist wirksam und sinnvoll, wenn sie auf lange Sicht und als Gemeinschaftsaufgabe angelegt ist. Laut einzelner wissenschaftlicher Studien haben reine Abschreckungskonzepte versagt und die Vermittlung von Lebenskompetenzen rückt als ein wichtiger Schwerpunkt der Suchtprävention in den Vordergrund. Jugendliche sollen lernen, einem möglichen Gruppendruck zu widerstehen und "Nein" zu sagen, wenn ihnen Suchtmittel angeboten werden. Im Jahr 2006 konzipierte die Fachstelle für Suchtprävention der Suchthilfe Wetzlar e.V. in Kooperation mit dem Jugendbildungswerk der Stadt Wetzlar Schulseminare unter dem Titel: „Gut Drauf?! - ein Seminar um Freundschaft, Glück und Abenteuer". Die Zielgruppe sind Schülerinnen der Jahrgangsstufen 5 bis 7.

Schulen können diese Seminare in außerschulischer Form anbieten. Die „Gut Drauf?!"- Seminare sind auch in Form von Projekttagen oder -Wochen in der Schule möglich. Die Durchführung der Seminare kann durch externe qualifizierte Honorarkräfte der Fachstelle für Suchtprävention erfolgen. Finanziert werden die Seminare vom Jugendbildungswerk der Stadt Wetzlar, der Suchthilfe Wetzlar e.V. und durch einen begrenzten Eigenanteil der Schule. Eine Voraussetzung für das Gelingen der Seminare ist das Entstehen einer gemeinsamen Vertrauensbasis. Die Bereitschaft der einzelnen, sich aktiv am Projektprozess zu beteiligen, soll optimiert werden. Dazu gehören Offenheit, selbst das Gefühl zu haben akzeptiert zu werden und andere zu akzeptieren, der Mut „Neuland" zu betreten, aber auch die Bereitschaft sich selbst zu hinterfragen. Das bestehende Vertrauensklima ist entscheidend für den Verlauf der Seminartage. Gerade im außerschulischen Setting ist es wichtig, der Gruppe Zeit zu geben, sich zu finden und damit dem Projekt einen guten Start zu ermöglichen.

Beispiele aus der Praxis: Abklären von Erwartungen, Wünschen und Befürchtungen, das Aufstellen gemeinsamer Regeln für das Seminar, Vertrauensspiele, Partnerinterviews, Übungen zur Selbst- und Gruppenwahrnehmung, das Planen und Durchführen einer gemeinsamen schönen Aktion, wie z. B. einer Nachtwanderung oder einer selbst organisierten Feier. Durch das Kennenlernen von erlebnispädagogischen Methoden haben die Mädchen und Jungen die Möglichkeit, sich in ungewohnten Situationen zu erleben und sich ein außergewöhnliches Erlebnis selbst zu organisieren. Ziel dieser Phase ist es, sich mit den eigenen Grenzen und dem Thema Mut auseinander zu setzen. Mut bedeutet hier nicht nur die eigenen Grenzen zu entdecken und zu überschreiten. Es ist häufig viel mehr Courage nötig, Ängste zuzugeben und sich nicht einem von Außen bestimmten Ziel zu beugen. Gemeinsam macht sich die Gruppe hier letztlich auf die Suche nach dem „gesunden Kick", als einer Alternative zu gesundheitsschädlichem Handeln. Beispiele aus der Praxis: Kooperations- und Vertrauensspiele eingebunden in eine Rahmengeschichte

Während der letzten Seminarphase soll folgenden Fragestellungen nachgegangen werden: Was ist Sucht? Wann beginnt Suchtverhalten/Abhängigkeit? Wo ist die Abgrenzung zum Genuss? Welches sind meine eigenen kleinen „Süchte"? Wie bewältige ich Konflikte? Vorrangiges Ziel ist es daher, Erkenntnisse über Mechanismen zu fördern, die den Umgang mit Konflikten erleichtern. Gemeinsam sollen Möglichkeiten erarbeitet werden, solchen Situationen aktiv entgegenzutreten. Beispiele aus der Praxis: Erarbeitung und Präsentation eigener Meinungsbilder zum Thema Konsum und Suchtverhalten, Kleingruppenarbeit mit den Methoden Suchtkarte, Suchtprofil, Konsumgewohnheiten und Rollenspielen.

Die gesamte Durchführung des außerschulischen Seminars übernimmt ein gleichberechtigtes, paritätisch besetztes Team, bestehend aus Honorar- und Lehrkraft. Ergebnisse und Wirksamkeit von Suchtpräventionsprojekten sind natürlich schwer messbar, doch Lehr- und Honorarkräfte berichten nach der Durchführung vergleichbarer suchtpräventiver Aktivitäten von folgender Wirkung auf den Schulalltag: Entstehung eines sehr vertrauten Klassenklimas; Probleme in- und außerhalb der Klasse werden „strategischer" angegangen; Schülerinnen mit Schwächen und Defiziten (z. B. Mitschülerlinnen aus anderen Kulturkreisen) wird volle Akzeptanz und Hilfestellung entgegengebracht; Schülerinnen sind sich über ihren eigenen Anteil an Gelingen oder Misslingen des Unterrichts bewusster. Das Angebot solcher schulischer Seminare hat in seinem inhaltlichen Ablauf und der Auswahl der Zielgruppe für Stadt und Landkreis Wetzlar modellhaften Charakter.