Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Kribbeln im Bauch - Suchtprävention bei sozial Benachteiligten

Das Projekt "Kribbeln im Bauch" findet seit 2006 regelmäßig in Bremen statt. Entwickelt wurde es von Margrit Hasselmann, Landesinstitut für Schule, Gesundheit und Suchtprävention und von Christine Witte, school of performing arts, Bremen.

Kooperationspartner des Projektes war von Anfang an die AOK Bremen/Bremerhaven. Die Aussage der AOK Bremen: "Das Projekt stellt für uns im Rahmen der Prävention und Gesundheitsförderung eine Möglichkeit dar, Lebens- und Gesundheitskompetenzen bei Jugendlichen zu fördern, die oft auch aufgrund eines schwierigen Lebensumfeldes kaum erreicht werden. Das Projekt stellt über Kommunikation und Bewegung/ Ausdruck eine wichtige Plattform dar, um im Feld der Suchtprävention bessere- gesündere- Alternativen zu Drogen anzubieten und darüber Gesundheitskompetenz zu stärken."

Die Projektauswertung zeigt, dass die Schüler hier mehr Engagement und Eigenverantwortung lernen, ein größeres Selbstwertgefühl entwickeln- und häufiger auf Rauchen oder Alkohol verzichten. Im Projekt wird aber nicht nur getanzt, auch die Prävention von Gewalt-und Suchtgefahren unter anderem durch Diskussionen mit ehemaligen Drogen-und Alkoholabhängigen und Teamentwicklungsübungen stehen im Mittelpunkt.

Kribbeln im Bauch ist ein Projekt, das Lebenskompetenzen bei Jugendlichen fördert, die aufgrund des Elternhauses oder durch ein schwieriges soziales Umfeld nicht oder nur unzureichend die Möglichkeit dazu haben.

Der Präventionserfolg lässt sich durch drei verschiedene Evaluationen in den Jahren 2006 bis 2012 nachweisen, z.B. zeigt die Erhebung mit Pre- Post- und Follow-Up Fragebogen des Pilotprojektes in 2006:

Von 104 befragten Jugendlichen bezeichneten sich vor dem Projekt 43 Prozent als Raucher. Im Laufe des Projektes reduzierten ein Drittel von ihnen den Zigarettenkonsum oder gab das Rauchen sogar ganz auf. Auch den Alkoholkonsum haben viele Schüler und Schülerinnen deutlich verringert. So gaben vor dem Projekt nur 17 Schüler an, in den letzten 30 Tagen "gar nicht" betrunken gewesen zu sein. Sechs Monate danach stiegdie Zahl auf immerhin 39.

Eine weitere wissenschaftliche Evaluation mit qualitativen Interviews 2 1/2 Jahre nach Durchführung des Projektes zeigt, dass langfristige Wirkungen eindeutig nachgewiesen werden können, d.h. die Nachhaltigkeit ist gewährleistet.

Das Projekt soll die Stärken der Schülerinnen und Schüler herausarbeiten, damit sie mehr Eigenverantwortung für ihr Leben übernehmen können. Dass, das gelingt, beweisst eine weitere in 2012 in Bremen durchgeführte wissenschaftliche Evaluation (wieder mit Pre-, Post- und Follow-Up), bei der die positiven Entwicklungen des Selbstwert-und Körpergefühls wissenschaftlich signifikant nachgewiesen sind, und das wohlgemerkt, in einem schwierigen sozialen Umfeld. Bei der Durchführung zeigte sich, dass Tanz und Bewegung, Hip Hop und Swing Jugendliche anspricht, die sonst schlecht erreicht werden. Beim Tanzen bekommen die Jugendlichen einen Zugang zu ihren eigenen Gefühlen, Frustrationstoleranz wird trainiert und Zutrauen zu sich selbst wird entwickelt. Durch die Präventionsarbeit zusätzlich zum Tanz werden u.a. Selbstwertgefühl, Respekt und ein positiver Umgang mit den eigenen Gefühlen verankert.

Die HTA-Studie des BMG von 2012 zur Prävention von Alkoholmissbrauch konstatiert: "Von 208 gemeldeten Präventionsprojekten haben nur elf Projekte (5,3%) eine Ergebnisevaluation durchgeführt. Nur bei vier Projekten (1,9 %) können zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf der Basis der Ergebnisse der vorhandenen Evaluationsstudien Wirkungen festgestellt werden. Das Projekt "Kribbeln im Bauch", führt zu einer Reduktion des Alkoholkonsums und des Rauschtrinkens" S.69 f.

Schüler und Lehrer die an dem Projekt teilgenommen haben äußern sich begeistert: - Riesenspaß, Mitschüler anderes erlebt - Konflikte wurden ausgetragen und gelöst - die Klasse ist zusammengewachsen - Mut und Kraft, sind nur einige Beispiele der Äußerung nach der Projektbeteiligung.

Um das Projekt in Fulda Modellhaft einzuführen, fand eine Schulung von allen Beteiligten statt. Die Schulung wurde durchgeführt von Frau Rasselmann und Frau Witte. Die Pilotphase in 2009 wurde von der Fachstelle für Suchtprävention in Zusammenarbeit mit ausgebildeten Tänzern der Tanzschule Holodeck an zwei Schulklassen durchgeführt. Es wurden aus den Bewerbungen die Geschwister Scholl Schule und die Brüder Grimm Schule ausgewählt. Die Projektwochen wurden von studentischen Hilfskräfte begleiten und evaluiert, eine Bachelor Arbeit wurde erstellt.

In den Jahren 2010-2012 fanden weitere Durchgänge in Fulda und auch in Bremen statt. Eine Auswertung wird nach Fertigstellung nachgereicht.