Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Abenteuer Hochseilklettergarten

Projektbeschreibung

In Kooperation mit der AWO Südhessen, angeboten durch Frau Magnus, wurde das erlebnispädagogische Konzept des Hochseilklettergartens in Kombination mit einer kontinuierlichen Gruppen- und Individualbeobachtung und abschließender individueller Beratung mit den Schülern der Klasse 10EBA ( Schulform EIBE) der Werner-von-Siemens Schule erstmalig im Schuljahr 2002/03 durchgeführt. Auch in diesem Schuljahr soll dieses Projekt angeboten werden. Als Beratungslehrerin einer beruflichen Schule lernte ich in der Fortbildung verschiedene Ansätze der Prävention kennen. Aufgefallen ist mir dabei, dass männliche Jugendliche im Alter von 15 bis 18 schwierig zu erreichen sind und adäquate Angebote fehlen. Oft hörte ich, dass man gerade für schwierige Schüler in diesem Alter fast nichts mehr tun kann. EIBE Schüler sind oft problematisch im Umgang miteinander und auch mit sich selbst. Sie haben oft nicht gelernt Konflikte zu lösen und haben eigene Strategien entwickelt um mit diesen sowie auch mit Enttäuschungen und Problemen fertig zu werden. Nicht nur in der Schule scheuen sie meist Herausforderungen, verständlich, da sie gerade dort viele Misserfolge erfahren haben. Verbunden damit ist die Unsicherheit sich auf andere zu verlassen und Gefühle vor anderen zu äußern. Aufgefallen ist mir, dass einige keine Hobbies haben, sich in ihrer Freizeit vorwiegend im Einkaufzentrum aufhalten, dort aber keine Herausforderung erleben können. Deshalb denke ich dass gerade diese Jugendlichen suchtpräventiver Maßnahmen bedürfen. Besonders beeindruckt hat mich in der Woche in der das Projekt durchgeführt wurde, die Bereitschaft der Schüler sich immer mehr auf den anderen zu verlassen, Ängste zugeben zu können, sich miteinander über den Erfolg des anderen zu freuen, sich zu überwinden und sich gegenseitig zu unterstützen. Niemand wurde ausgelacht oder gehänselt, es wurde miteinander gelacht, überlegt, sich sichtbar gefreut und auch gefürchtet. Während des Projektes bestand Alkoholverbot. Dies wurde von den Schülern auch nicht in Frage gestellt. Denn sie merkten schnell, nur mit einem klaren Kopf und mit allen Sinnen war der Hochseilgarten zu bewältigen. In der anschließenden Zeit in der Schule erinnerten sich die Schüler oft an das gemeinsam erlebte, der Kontakt war intensiver und die Schüler waren kooperationsbereiter, so dass gemeinsam eine Klassenfahrt geplant und durchgeführt werden konnte. Die Schüler erstellten im Unterricht ein Tagebuch der Projektwoche und veröffentlichten dieses auch im Internet unter www.eibe-online.de (Anlage pdf. Datei Hochseilk). Auch eine powerpoint Präsentation wurde aus den Bildern und Zitaten der Schüler erstellt Diese Vorgehensweise ist auch für dieses Schuljahr vorgesehen, mit dem Ziel den Schwerpunkt der Suchtprävention noch stärker mit einzubeziehen und zu evaluieren.

Das erlebnispädagogische Konzept des Hochseilklettergartens (aus dem erlebnispädagogischem Programm auf Hochseilgärten/Ropes Courses von „Natur bewegt e. V.“ ): Der Hochseilklettergarten unterstützt ganz besonders die Förderung der sozialen Kompeten-zen, Stärkung des Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls und des Vertrauens innerhalb der Gruppe. Der hohe Aufforderungscharakter der Stationen und die oft emotionsgeladene Atmosphäre schaffen die Voraussetzungen um persönlichkeitsbildende und gruppendynami-sche Prozesse zu initiieren, die in der anschließenden Reflexion thematisiert werden. Aufgrund mangelnder sprachlicher Kompetenzen fällt es einigen Schülern oft schwer das eigene oder auch das Verhalten der Gruppe zu analysieren und sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Um dieses zusätzlich zu unterstützen fungierten zwei Trainer der AWO als Beobachter im Hochseilklettergarten und als Berater der Gruppe und des Einzelnen. Besonders betrachtet und begleitet wurden soziale Kompetenzen, Aufstellen und Einhalten von Regeln, Gruppenprozesse und der eigene Platz und Entwicklung in der Gruppe. Zu Beginn des Projekts erhielten die Schüler einen Fragebogen um später eine mögliche Veränderung der Einschätzung über sich selbst und den Platz in der Gruppe festzustellen zu können. Am letzen Tag wurde dieser Fragebogen erneut ausgegeben um vergleichen zu können ob und wie eine Veränderung stattgefunden hat. Außerdem erhielt jeder Schüler eine ausführlichen Beratung und Beurteilung des Verhaltens der Teamer der AWO im Hochseilgarten. Dies wurde von den Schülern mit großem Interesse wahrgenommen. Die Herausforderungen eines Seilgartens zu bewältigen dienen keinem sportlichen Selbstzweck, sie sind vielmehr Methode eines erlebnispädagogischen Konzeptes. Eine spielerische, vertrauensbildende Einstimmung, der hohe Aufforderungscharakter und die stets emotionsgeladene Durchführung der Aktionen schaffen im Verlauf eines Programmes die Voraussetzungen, um persönlichkeitsbildende und gruppenbezogenen Prozesse in Gang zu setzen. In der anschließenden Reflexion wird dieses gemeinsam thematisiert und vertieft. Interaktions- und Kooperationsspiele bereiten auf die Problemlösungsaufgaben an den sogenannten niedrigen Stationen (ohne Seilsicherung) vor. Inhaltlich geht es hierbei vorrangig um den Gruppenprozess der währen der Bewältigung einer gestellten Aufgabe abläuft: Vertrauen, Kooperation, Kommunikation, teamorientierte Problemlösung und Kreativität.

Die so genannten hohen Stationen sind so konzipiert, dass sie sehr riskant wirken. Für den Einzelnen erscheinen die meisten Stationen zunächst sehr gefährlich und schwierig. Tatsächlich aber sind sie durch die Verwendung von Bergsportmaterialien optimal abgesichert und können unter Mithilfe Anderer auch von weniger sportlichen TeilnehmerInnen bewältigt werden. Das Wagnis für die TeilnehmerInnen liegt in der Überwindung eingefahrener Persönlichkeitsmuster, der Möglichkeit eigene Grenzen zu verschieben und diese neu festzusetzen. Besonderen Wert legen wir darauf, dass die TeilnehmerInnen sich gegenseitig sichern und die Bewältigung der Stationen durch Hilfestellung unterstützen. Die meisten Stationen sind so konzipiert, dass sie nur mit Hilfe von Partnern oder der ganzen Gruppe gelingen können.

Mögliche Themen zu individuellen Persönlichkeitsveränderungen:

  • Förderung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühles
  • Umgang mit Risiko- und Wagnissituationen
  • Erweiterung und Festsetzung persönlicher Grenzen
  • Schulung der Selbsteinschätzung

Mögliche Themen zur Verbesserung gruppendynamischer Strukturen:

  • Förderung des Vertrauens innerhalb einer Gruppe
  • Schulung von Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft innerhalb einer Gruppe
  • Anregung zu kreativen und konstruktiven Problemlösungen im Team
  • Förderung der Kommunikation und Interaktion in einer Gruppe