Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Jahreskonferenz 2018 der Suchtselbsthilfe in der HLS am 10. Februar in Frankfurt

Mit gut 150 Ameldungen stieß die diesjährige Veranstaltung zum Thema „Medikamentenabhängigkeit – Wenn das Heilmittel zum Suchtmittel wird“ auf ein rekordverdächtiges Interesse.

10.02.2018

Mit gut 150 Ameldungen stieß die diesjährige Veranstaltung zum Thema „Medikamentenabhängigkeit – Wenn das Heilmittel zum Suchtmittel wird“ auf  ein rekordverdächtiges Interesse.
Leider konnten aus Platzgründen nur 130 Anmeldungen berücksichtigt werden.

Mit knapp 2 Millionen Medikamentenabhängigen in Deutschland liegt die Zahl der Betroffenen ähnlich hoch wie die der Alkoholabhängigen. Aufgrund ihrer geringen Resonanz in der Öffentlichkeit wird sie auch die „stille Sucht“ genannt. Das hat sich allerdings, wie Wolfgang Schmidt-Rosengarten vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration in seinem Grußwort betonte, zumindest in den USA geändert. Dort wurde bekannt, dass sich die Verschreibung von Opiaten binnen 11 Jahren vervierfacht und über 100.000 Tote gefordert habe. Psychopharmaka, Schmerzmittel und Schlafmittel würden auch in Deutschland zunehmend häufiger verschrieben.

Dr. Rüdiger Holzbach, Chefarzt im Klinikum Arnsberg, mochte in seinem Vortrag über „Medikamentenabhängigkeit aus suchtärztlicher Sicht“ nicht von Sucht oder Abhängigkeit in Zusammenhang mit Arzneimitteln sprechen, da sich die meisten Betroffenen nicht zu einem bewussten Missbrauch entschließen, sondern diese Präparate in der Regel ärztlich verordnet werden und sich dann eine rasche Gewöhnung einstellen kann mit zunehmenden Nebenwirkungen. Erst beim Absetzen der Medikation stellen sich Entzugssymptome ein. Frauen sind im Übrigen doppelt so häufig betroffen wie Männer und mit dem Alter steigt die Gefährdung.

„Apotheken können eine Menge tun“ ist das Credo von Dr. Ernst Pallenbach, Apotheker und Autor zahlreicher Publikationen zu suchtrelevanten Themen. Aus seiner Sicht müssten die Apotheker mehr Sensibilität für eine adäquate Beratung ihrer Kunden entwickeln. Viel häufiger müsste auf die Nebenwirkungen und das Suchtpotenzial der entsprechenden Medikamente hingewiesen werden.

Über die Entstehung einer Medikamentenabhängigkeit berichtete Christine Müller vom Kreuzbund aus ihrer eigenen Erfahrung. Dabei wies sie nachdrücklich auf beträchtliche Hilfe hin, die sie in einer Selbsthilfegruppe erhalten hat. Der Betroffenheit, die ihr Vortrag bei den Zuhörerinnen und Zuhörern ausgelöst hat, wurde wieder etwas entgegengewirkt durch die begeisternden Spielszenen des Improvisationstheaters RequiSiT aus Hattersheim.
 
In Kleingruppen wurden die Vortragsthemen nach der Mittagspause mit den Referent/-innen diskutiert und vertieft.