Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Peers to Peers - Pädagogik in der Suchtprävention / Theaterprävention

Seit 2003 leite ich als Suchtpräventionslehrerin die schulinterne PEERgroup. Dies sind in der Regel Schüler, vorwiegend Schülerinnen, der Jahrgangstufe 7 bis 13, die sich aktiv im Bereich der Suchtpräventionsarbeit unserer Schule engagieren. Ins Leben gerufen wurde die PEERgroup durch das Angebot, freiwillige Schüler in einer schulübergreifenden Fortbildung zu Multiplikatoren ausbilden zu lassen. Die „ersten" PEERS haben mittlerweile längst ihr Abitur gemacht.

Ziel und Zielgruppe

Das Ziel unserer Arbeit ist, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen und sie über die Gefahren von Suchtmitteln zu informieren, sie aber auch in ihrer Persönlichkeit zu stärken und zu selbstkritischen und standfesten Persönlichkeiten zu erziehen. Die ersten Schüler, die ich erreiche sind dabei die PEERS selbst. Durch die Geborgenheit in der Gruppe ist es ihnen möglich, stets im Meinungs- und Informationsaustausch zu sein. Dabei entwickeln sich Identifikationsmöglichkeiten, die sie, gestärkt durch die Gruppe, unter die Schüler tragen. Die PEERS planen sowohl Projekte im Bereich der Suchtprävention, informieren sich über Suchtmittel, besuchen mit mir gemeinsam Beratungsstellen innerhalb Marburgs, nehmen an Fortbildungen teil, informieren Eltern über die schulische Suchtpräventionsarbeit, werden von Lehrern anderer Schulen zu Projekttagen eingeladen, um über den Aufbau einer schulinternen Peergroup zu informieren, begleiten als Klassenpaten der 6. und 7. Klasse die Teilnahme am Wettbewerb Be smart don't Start. Kurzum, die Schüler stellen innerhalb der Schule einen wichtigen Sozialisationsfaktor dar, indem sie Klassenkameraden als „gleichaltrige Vorbilder" ein Wertesystem vorleben.

Kooperation und Vernetzung

Wie bereits erwähnt findet eine Vernetzung der Arbeit mit den PEERS und außerschulischen Beratungsstellen statt. So organisieren die PEERS beispielsweise den Pausenverkauf alkoholfreier Cocktails und spenden den Erlös anschließend an unterschiedliche Beratungsstellen in Marburg (zum Beispiel Drachenherz (für Kinder suchtkranker Eltern). Im zweiten Teil der Aktion lernen die PEERS dann bei der Spendenübergabe die Beratungsstelle kennen und werden gleichzeitig für diese Problematik sensibilisiert. Des Weiteren findet eine Vernetzung auf Schulebene statt, indem andere Schulen unsere Schüler einladen, um als PEERS an Projekttagen zu informieren oder einfach, um einen Einblick in die PEERS-Arbeit zu geben.

Was bietet das Projekt Neues

Da die PEERS eigentlich das gesamte Jahr stets für ihre Mitschüler arbeiten, versuche ich immer eine Aktion für die PEERS selbst durchzuführen. So haben wir im letzten Jahr einen Theaterworkshop durchgeführt, an dem die Schüler in Zusammenarbeit mit einem Theaterpädagogen selbst Szenen aus ihrem Alltag entwickelt haben, die sie selbst mit Sucht, Umgang mit Süchten, Sucht als letzten Ausweg, Umgang mit Problemen verbinden. Die Idee zur Erarbeitung dieser Szenen und der Wunsch nach einem Theaterworkshop kamen dabei von den PEERS selbst: Wir hatten über mehrere Jahre stets die Theatergruppe aus der Suchtklinik Reddighausen zu Gast für unsere Projekttage für die Jahrgangsstufe 7 und 9. Dabei kam von den Schülern der Einwand, dass der Missbrauch von „harten Drogen", wie er durch die Gäste dargestellt wurde, zu weit von der Lebenswelt unserer Schüler entfernt liegt. Sie hatten den Wunsch, die Probleme unsere Schüler mehr ins Zentrum zu stellen. Dabei entstanden dann Szenen zu Mobbing, Komasaufen, Rauchen, Computerspielsucht, Internet, Eintrag ins facebook, Fettsucht, Klauen, Alleinsein, etc. Mittlerweile führen die PEERS zu unterschiedlichen Anlässen diese Szenen auf und führen im Anschluss eine Diskussion mit den jeweiligen Schülern im Publikum. Dabei findet ein Schüler- Schüler Gespräch auf Augenhöhe statt frei von erhobenem Zeigefinger und moralischem Appell.

Nachhaltigkeit des Projektes

Primäre Zielgruppe sind wie bereits erwähnt die Schüler der PEERS selbst, die über lange Jahre die schulische Präventionsarbeit engagiert mitgestalten. Dabei ist mittlerweile die schulinterne PEERgroup zur Institution und festem Bestandteil der Schule geworden. Die Tatsache, dass bei den alljährlichen Abiturfeiern zahlreiche Mitglieder der PEERS für ihre langjährige Mitarbeit gewürdigt werden zeigt, dass diese Schüler im Sinne der Suchtprävention hervorragend sozialisiert sind, in sich gefestigt durch ihre Schulzeit gehen und ein gutes nachahmungswürdiges Beispiel für ihre Mitschüler bieten.

Angaben zum Projektprozess und zu den Projektergebnissen

Durch die Stabilität der Gruppe und die Kontinuität ihrer Mitgliedschaft sowie das ständige Einarbeiten jüngerer Schüler durch erfahrene ältere Schüler erfahren die Schüler eine große Stärkung ihres Selbstbewusstseins im Bereich der Prävention. Neue Ideen und Innovationen kommen von den Schülern selbst. Als Lehrer habe ich nach 7 Jahren eigentlich nur noch Begleitfunktion und Würdigungsfunktion. Ich gebe Hilfen, unterstütze die Schüler bei der Planung und Durchführung von Projekten und versuche ihnen stets neue Herausforderungen zu bieten. Mittlerweile habe ich meine Beratungstätigkeit insoweit ausgeweitet, dass ich nicht unbedingt erste Instanz und Ansprechpartnerin bei Problemfällen bin. PEERS der Oberstufe werden von ihren Mitschülern als kompetente Ansprechpartner aufgesucht und akzeptiert.

Noch nicht angesprochene Zielgruppen mit einbeziehen

Die PEERS planen, die Theaterszenen so umzuwandeln, dass sie damit auch an nahe gelegene Grundschulen gehen können motiviert durch die Idee, ihren jüngeren Geschwistern ihre Arbeit vorzutragen.