Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Spielzeugfreie Zeit in der Tageseinrichtung für Kinder "Höhenweg"

Der Grundgedanke des "Spielzeugfreier Kindergarten" kommt aus dem Bereich der Suchtprävention. Das bedeutet u.a. die Kinder in ihren Stärken stärken und die Schwächen schwächen, um unkritisches Konsumverhalten (Spielzeug haben wollen - es geht nicht um das Spiel damit), negativ empfundene Gefühle (z.B. Wut) und Situationen (z.B. Langeweile) nicht zu verdecken, sondern zu lernen damit umzugehen. Es sollen im Idealfall Basisqualifikationen wie Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen, angemessener Umgang mit Problemen, Widerstand gegen Gruppendruck, Umgang mit Stress und Angst sowie die Sprache gefördert werden. Im Vorfeld findet ein Elternabend statt. Dort wird das Projekt vorgestellt und alle Fragen, Zweifel und Anmerkungen von Seiten der Eltern besprochen und geklärt.

In einem Zeitraum von ca. 12 Wochen wird das Projekt durchgeführt. In der ersten Phase werden alle vorgefertigten Spielmaterialen wie Puzzle, Puppengeschirr, Dreiräder, Gesellschaftsspiele gemeinsam mit den Kindern weggeräumt. Decken, Matratzen, Kissen, Tücher und Verkleidungsdinge stehen den Kindern weiterhin zur Verfügung. Auf Anfrage erhalten die Kinder Werkzeuge wie Hammer, Säge, Schere. Kostenfreie Materialien wie Wolle, Papier, Kartons stehen den Kindern in der Gruppe zur Verfügung, ebenso Naturmaterialen wie Steine, Sand und Holz. Der Tagesablauf ist entsprechend offen. Lediglich Morgen oder Mittag, bevor die ersten abgeholt werden, findet ein Gesprächskreis statt. Die Kinder haben Gelegenheit, die Dinge, die sie während des Vormittags beschäftigen, mitzuteilen. In der dritten Phase werden die Spielmaterialien mit den Kindern gemeinsam in die Gruppe zurückgeholt.

Jede Erzieherin führt ein Projekttagebuch mit subjektiven Beobachtungen, die die Grundlage für Teamgespräche sind. Die Spielzeugfreie Zeit fordert die sozialen und emotionalen Fähigkeiten im Umgang miteinander sowie das Auseinandersetzen mit den eigenen Gefühlen und Wünschen mehr heraus. Durch die Reduzierung der Materialen sind die Kinder mehr auf soziale Beziehungen angewiesen. Einen bewussteren Umgang in unserer heutigen Konsumgesellschaft, und sei es in Form eines solchen Projektes, trägt aus unserer Sicht dazu bei, vorgefertigtes Spielzeug, dessen alleinigen Anspruch auf Förderung und die Konsumhaltung als solche, neu zu diskutieren und definieren. Das Projekt gibt den Anstoß über Kindheit in unserer Zeit nachzudenken, sie neu zu erleben und einen Mittelweg zu finden.