Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Suchtprävention an der Mittelpunktschule Gemünden (Wohra)

Projektbeschreibung

Das Suchtpräventionsprogramm an der MPS Gemünden wird in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Psychologie der Philipps- Universität Marburg durchgeführt. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Arbeitsgruppe „Klinische Psychologie" um Prof. Dr. Bernd Röhrle mit dem Thema Suchtprävention im schulischen Kontext. Aus bereits bestehenden evaluierten Programmen, wie z.B. dem ALF- Programm („Allgemeine Lebenskompetenzen und Fertigkeiten, IFT München") und eigens erarbeiteten Bausteinen ist ein Suchtpräventionsprogramm für die MPS Gemünden entstanden, was nun im November als Projektwoche in den Klassen 7 durchgeführt werden soll. Daher liegt die eigentliche Programmdurchführung noch vor uns, die Vorbereitung dazu laufen schon seit dem vergangenen Juni. Inhaltlich geht es in dem Programm weitgehend um die Förderung von Lebenskompetenzen und der Stärkung von Selbstbewusstsein. Suchtprävention sollte unserer Meinung nach nicht das Ziel verfolgen Defizite aufzudecken, sondern positive Eigenschaften und Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen stärken, die dann in kritischen Situationen helfen können auf das Angebot von Substanzen zu verzichten, sich diesem zu entziehen oder verantwortungsvoll damit umzugehen. Aufklärung und Informationsvermittlung über Substanzen und Substanzmissbrauch wird daher in der im November stattfindenden Projektwoche nicht im Vordergrund stehen, vielmehr soll es darum gehen, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten in den verschiedenen Lebenssituationen und - bereichen kennen zu lernen. Die Informationsvermittlung findet dennoch vorbereitend im Unterricht Sozialkunde statt, in dem die Schüler und Schülerinnen sich seit Beginn des neuen Schuljahres mit dem Thema Sucht und Substanzen (Tabak, Alkohol und illegale Drogen) beschäftigen.

Die Projekttage im November finden in Kleingruppen statt. Die zwei Realschulklassen und die Hauptschulklasse der Jahrgangsstufe 7 werden per Zufallsprinzip auf Gruppen von ca. 8 Personen aufgeteilt und werden in dieser Zusammensetzung die ganze Woche miteinander arbeiten und verbringen. Insgesamt beteiligen sich als Kleingruppenleiter sechs Lehrer und Lehrerinnen und 2 Studentinnen an den Projekttagen. An vier Tagen sollen in jeweils acht Unterrichtseinheiten die folgenden Themen bearbeitet werden:

  1. Tag: Kommunikationsfertigkeiten und Problemlösen 
  2. Tag: Gruppendruck widerstehen und soziale Netzwerke 
  3. Tag: Angst, Einsamkeit und Depression 
  4. Tag: Sinnsuche und Lebensziele, Spaß haben 
  5. Tag: Öffentlichkeitsarbeit

Zu allen Einheiten sind Rollenspiele vorgesehen, in denen sich die Schüler und Schülerinnen zunächst spielerisch in den verschiednen Situationen erleben, bevor sie dann auf einer abstrakteren Ebene über das Thema in Gruppendiskussionen sprechen und anschließend Strategien für kritische Lebenssituationen entwerfen können. Inhaltlich wird dann auch immer wieder der Bogen zu den Substanzen und zum Substanzmissbrauch gespannt, so z.B. soll in einem Rollenspiel zum Thema Gruppendruck ein Schüler in der Gruppe zur ersten Zigarette, zu einem „Besäufnis" oder zu einem Joint überredet werden. Aber auch in den anderen Einheiten soll es darum gehen, Schüler und Schülerinnen in den eigenen Fähigkeiten stark zu machen, so etwa in der Fähigkeit mit anderen zu kommunizieren- „Dinge ansprechen, Dinge offen aussprechen oder Probleme auf den Tisch zu bringen" sowie das Erarbeiten von „aktivem Zuhören". In der Einheit „soziale Netzwerke" soll es darum gehen, sich das eigenen soziale Netzwerk (Familie, Freunde, etc.) bewusst zu machen- wo gibt es Menschen, die mich unterstützen- auch, wenn es um das Thema „Drogen" geht? In der Einheit „Angst, Einsamkeit und Depression" soll offen über kritische Lebenssituationen gesprochen werden, die u.a. zu einer erhöhten Konsumbereitschaft führen können. Schüler und Schülerinnen sollen lernen, Ängste und Situationen, in denen es schwer fällt die eigenen Gedanken und Gefühle zu bewältigen (Trauer, Depression) an- und auszusprechen sowie angemessen damit umzugehen. An unserem vorletzten Tag soll es darum gehen Lebensziele zu formulieren, die einem Leben Sinn geben können. Zum Schluss sollen Alternativen zu Drogen erarbeitet werden, die auch Spaß machen und den" Kick bringen" können. Gemeinsam mit Sportlern aus einem Kampfssportverein aus Marburg wollen wir in der Turnhalle trainieren. Am letzten Tag soll auch die Gemündener Gemeinde miteinbezogen werden. Schüler und Schülerinnen sollen sich mit Gemündener Bürgern auf dem Marktplatz zur Marktzeit austauschen, an einem Infostand über ihre Erfahrungen in den Projekttagen berichten und das Thema Sucht und Drogen transparent machen. Im Vorfeld soll die Presse und die Schülerzeitung über das Projekt berichten. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit soll dann eine Zufallsstichprobe aus der Bevölkerung von den Schülern mit Hilfe eines Interviews befragt werden („Haben sie von unserem Projekt gehört/ Was halten sie davon..."). Evaluiert wird das Programm mit Fragebogenuntersungen Evalutionsbögen vor, nach und währen Projekts, um zu überprüfen ob gewünschte Effekte auftreten. Die erste e Datenerhebung ist bereits vor einer Woche durchgeführt worden. Zusätzlich werden zwei Kontrollschulen befragt. Vorbereitet wird das Projekt derzeit durch die Studentinnen und die beteiligten Lehrer und Lehrerinnen. Immer wieder finden Treffen statt, bei denen über Inhalt und Durchführung diskutiert wird. Zwei Wochen vor der Projektdurchführung wird von Seiten der AG „Klinische Psychologie noch ein Mediatorentraining für die beteiligten Lehrer und Lehrerinnen angeboten. An zwei Tagen sollen sich die Lehrer und Lehrerinnen selbst mit den Themen auseinandersetzen und im Rollenspiel üben.

Gemeinsam hoffen wir dann auf eine gelungene Präventionsarbeit in einem bewertungsfreien Raum mit gutem Klima für alle Beteiligten.