Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS)

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Hessische Landesstelle
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Der Impuls

Ziel des Wettbewerbs war es, neue suchtpräventive Aktivitäten vorzustellen und in Hessen bekannt zu machen. Darüber hinaus sollten Institutionen Anerkennung finden, die suchtpräventive Maßnahmen und Projekte innovativ und wirksam umsetzen.

Alkoholprävention durch Peergroups

Projektbeschreibung

Seit etwa eineinhalb Jahren besteht am Friedrich-Ebert-Gymnasium (FEG) in Mühlheim eine AG aus SchülerInnen unterschiedlicher Altersstufen, die sich mit Suchtprävention auseinandersetzen. In regelmäßigen Treffen wurde zunächst darüber beraten, in welchen Bereichen an der Schule diesbezüglich der größte Handlungsbedarf besteht. Als Beratungslehrer für Sucht- und Gewaltprävention wollte ich der Gruppe das Gefühl geben, nicht Anweisungen eines Gruppenleiters auszuführen, sondern selbst zu entscheiden, welche Ziele die AG verfolgen möchte. Sowohl den thematischen Schwerpunkt als auch die Klassenstufe, für die ein Projekt geplant werden sollte, legten die AG-Teilnehmer fest. Nach dem Studium unterschiedlicher Informationsbroschüren und Internetseiten wurden dann Fragebögen und Ablaufpläne für eine Präventionsveranstaltung erstellt, die im Dezember 2006 und Januar 2007 in allen vier Klassen der Jahrgangsstufe 9 durchgeführt wurde. Im Zentrum der Überlegungen stand, den bevorstehenden Verführungen, an Silvester und Fasching im Übermaß Alkohol zu trinken, vorzubeugen. Der Ablauf einer Präventionsveranstaltung ist im Folgenden kurz skizziert:

1. Eine Woche vor der Veranstaltung wird von den SchülerInnen in der jeweiligen Klasse im Biologieunterricht der Fragebogen Nr. 1 (siehe Anhang) ausgefüllt. Der Fragebogen soll das Trinkverhalten ermitteln sowie das Wissen zum Thema Alkohol. Den teilnehmenden SchülerInnen wird in Aussicht gestellt, die Ergebnisse der Befragung ein Woche später präsentiert zubekommen. Hier moderieren zum ersten Mal die AG-Teilnehmer vor ihren Mitschülern.

2. Zur Vorbereitung der Präventionsveranstaltung müssen die Fragebögen ausgewertet und die Ergebnisse in eine Powerpoint-Präsentation übertragen werden. Andere AG-Mitglieder kaufen Zutaten für alkoholfreie Cocktails, organisieren geeignete Räumlichkeiten bei der Schulleitung, buchen Computer und Beamer, halten telefonisch Terminabsprachen mit Gästen.

3. Zeitlicher Rahmen der Präventionsveranstaltung ist eine Doppelstunde (also eineinhalb Zeitstunden).

  1. Die Schulklasse wird zuerst mit einem kurzen Filmausschnitt in das Thema eingestimmt. Der Film zeigt zwei alkoholabhängige Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die von einem Filmteam über einen kurzen Zeitraum begleitet wurden, der ihren sozialen Abstieg und den gesundheitlichen Verfall dokumentiert.
  2. Erst jetzt stellen sich die Mitglieder der Präventions-AG vor und fragen die SchülerInnen, wie weit sie sich von den im Film dargestellten Situationen entfern fühlen bzw. ob sie schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Hier werden erste Vergleiche mit Partyerlebnissen gemacht und mehr oder weniger regelmäßiger Alkoholkonsum zugegeben.
  3. Während der Diskussionsrunde werden von mir alkoholfreie Cocktails vorbereitet. Rezepte dazu gibt es reichlich im Internet und können nach belieben abgewandelt werden. Wichtig ist immer eine ansprechende optische Aufmachung mit z.B. Zuckerrand und Fruchtscheiben am Glas, Eis und Strohhalm.
  4. Der Ausschank der Cocktails erfolgt gebunden an eine Pause und in Verbindung mit dem Fragebogen 2 (siehe Anhang), der eine Rückmeldung darüber einfordert, ob der Cocktail als Alternative zu alkoholischen Getränken bei einer Party eine Chance hat.
  5.  Obwohl der Cocktail keinen Alkohol enthält, soll den SchülerInnen in der anschließenden Übung ein Rauscherlebnis simuliert werden. Mit so genannten Rauschbrillen wird der visuelle Eindruck eines Rauscherlebnisses erzeugt. Die SchülerInnen erfahren durch Bewegungsübungen, wie Koordinationsfähigkeiten, Orientierungssinn und Gleichgewicht gestört werden. In einer anschließenden Auswertungsrunde stellt die Klasse sehr schnell fest, dass beispielsweise die Teilnahme am Straßenverkehr mit derartigen Einschränkungen mit großen Gefahren verbunden ist. Die SchülerInnen fordern an dieser Stelle die gegenseitige Kontrolle in Situationen, in denen das mangelnde Urteilsvermögen die bei klarem Verstand erkennbare Gefahr unterschätzt.
  6. Ein Erfahrungsbericht eines Exschülers des FEG hilft in dieser Phase, das reduzierte Urteilsvermögen im Alkoholrausch eindrucksvoll zu belegen. Der Schüler berichtet von seinem schweren Autounfall, zeigt Bilder des verunfallten Autos und beantwortet Fragen der Klasse. Die Evaluation hat gezeigt (Fragebogen 3, siehe Anhang), dass die authentische Beschreibung des Betroffenen einen der größten präventiven Effekte auslöst.
  7. Ein Kurzvortrag von Reiner Ummenhofer vom Suchthilfezentrum Wildhof über Entzug und Therapien beantwortet die mit großem Interesse gestellten Fragen der SchülerInnen nach den Konsequenzen bei Suchtproblemen.
  8. Jetzt präsentieren die AG-Mitglieder die Auswertung des Fragebogens Nr. 1. Die Ergebnisse können anschließend mit der Auswertung bundesweiter Befragungen verglichen werden. Informationen dazu ergänzt Reiner Ummenhofer.
  9. Zum Schluss füllen die SchülerInnen einen Evaluationsfragebogen aus. Er gibt der AG eine Rückmeldung über ihre Arbeit und hilft, die zukünftigen Veranstaltungen zu verbessern.

4. Die Auswertung der Evaluationsfragebögen ist eine der Grundlagen, auf die sich die Überlegungen über zukünftige Präventionsveranstaltungen stützen. Sie ist Anregung und Motivation für die Mitglieder der Präventions-AG.